Interview mit der Künstlerin Afrid Ghoffrani

Afrid Ghoffani (Künstlerin in Ben Lomond) ist eine deutsch/amerikanische Künstlerin, die mit ihrer Frau Michelle in den SantaCruz Mountains oberhalb der Pazifikküste in Kalifornien lebt.
Seit mehr als 25 Jahren betreibt sie einen Importhandel für asiatisches Kunsthandwerk, Schmuck und Garderobe. Mehrfach im Jahr reist sie beruflich in asiatische Länder, in den USA vertreibt sie ihre Waren in alle Staaten.
Ich kenne Afrid seit vielen Jahren. Bei jedem USA-Aufenthalt sehen wir uns mehrfach. Sie ist meine Freundin. Ich liebe ihre Kunst.
Ursula Freiwald: Liebe Afrid, ich weiß ja, dass du schon lange Kunst machst, dass dies aber nicht deine Hauptprofession ist. Wie bist du eigentlich dazu gekommen.
Afrid Ghoffrani: Ich brauchte einfach etwas anderes außer Arbeit. Meine Mutter ist Künstlerin und als Kind schon haben wir immer gemalt. Das war unser gemeinsames Ding. Ich habe ganz früher schon immer gemalt und als ich später ein Kind hatte und mein Geschäft, da war dann Pause. Jedoch, ich habe irgendwann wieder angefangen.
Ich reise beruflich viel und hab dann immer mal zwischendurch ein Stündchen Zeit. Ich habe dann mein Skizzenbuch und mach kleine Skizzen. Dann komm ich nach Hause und setze diese dann in groß in Öl um. Das macht mir einfach Spaß und Freude.


Ursula Freiwald: Na ja, du malst aus Spaß und Freude, aber was dabei rauskommt ,ist ja nicht nur ein Ergebnis von Spaß und Freude, sondern sind schon ernst zu nehmende Kunstwerke.
Afrid Ghoffrani: Danke
Ursula Freiwald: Ja, gerne. Sonst würde ich ja auch nicht so beglückt drauf schauen.
Deine Skizzenhefte; die sind ja schon hinreißend schön, lebendig und sehr bunt.
Afrid Ghoffrani: Der Grund, warum es so farbfreudig ist: ich male mit einem Bleistift oder Filzstift. Ich mache mir praktische ein Malbuch. Ich male zwar sehr realistisch, aber ich vereinfache dann. In der Vereinfachung liegt für mich der Reiz, das Unüberschaubare in eine ruhige in ihrem Zusammenhalt erkennbarer Form bringen. Und die Farben bringen das Ganze dann zum Leben.
Ursula Freiwald: Was mir besonders auffällt, ist, dass in sehr vielen deiner Bilder, den Landschaftsbildern, aber eben auch bei den Portraits, immer Fenster mit im Spiel sind.

Ach, ich find Fenster toll. Man guckt ja gern aus einem Fenster oder in ein Fenster, um zu sehen, was da auf der anderen Seite ist. Man hat ja nicht nur einen Raum, sondern immer auch etwas, was dahinter ist. Wenn ich jetzt ein Bild male – z. Bsp. da gibt’s ein Bild von meiner Tochter Roxana in New York, wie sie vor einem Fenster sitzt und fernsieht. Aber außerhalb des Zimmers passiert so viel. Ich hörte Geräusche von der Stadt, sah die Lichter, andere Häuser, Fenster… Ich will dem Betrachter die Möglichkeit geben, sich selber eine Geschichte zu bauen.
Ursula Freiwald: Ja, auch auf deinen kleinen Bildern von den Reisen in Asien. Immer sind noch Durchblicke, wo ich als Betrachter wissen möchte, was ist dahinter.
Afrid Ghoffrani: Genau. Das meine ich.

Ursula Freiwald: Aus deinem sog. Malbuch beginnst du dann zuhause in Ben Lomond die Skizzen umzusetzen. Welche Farben nimmst du?
Afrid Ghoffrani: Öl. Früher habe ich viel Pastell gemalt, jetzt aber Öl. In der Farbe ist mehr Leben drin, Ich kann sie bewegen und verwandeln während des Malens. Das gefällt mir.
Ursula Freiwald: Hast du ein Thema, das dich zurzeit beschäftigt? Wo stehst du im Moment deinen Arbeiten?
Afrid Ghoffrani: Das Wichtigste für mich ist es- ich versuche die Ruhe zu malen, irgendwie (nachdenklich), ob es jetzt ein Portrait ist, eine Landschaft oder Architektur. Wenn ich das male, macht es mich ruhig und diese Ruhe möchte ich gerne vermitteln. Ich male gerade an einem Swimmingpool. Das ist ein großes Stillleben, aber in dem Wasser passiert dann auch viel, wie kleine Wellen, kleine Lichtspiegelungen und sowas alles- aber insgesamt ist das Ganze ruhig. Ich male auch sehr gern Portraits von Personen, die ich kenne, ich male sie nicht nur, wie sie von außen aussehen, sondern ich versuch auch zu malen, wie sie von innen aussehen. Das macht sie von außen natürlich nicht immer nur schöner!

Ursula Freiwald: Ich weiß, dass du David Hockney sehr magst, Wie du ebenso weißt, ich auch. Da sind wir bei seinen Arbeiten mit unübersehbarer Sozialkritik. Fein ausgemalte Paare, Familien. Paare, die hölzern und fremd erscheinend beieinandersitzen usw. Ist es das, was dich interessiert?

Afrid Ghoffrani: Unheimlich sehr! Ich denke da an ein altes Paar, das ich durch ein Fenster in einer Bar sitzen sah. Ich konnte es beobachten, wie jeder gepflegt und fein auf seiner Seite saß und vor sich hinsah, ruhig entspannt … oder auch entfremdet voneinander. Jeder für sich. Ich fand s sehr spannend und habe es skizziert und später gemalt.

Ursula Freiwald: Ja, so kenn ich viele Arbeiten von dir. In diese Richtung weisen deine Portraits, unter anderen auch das Portrait von Roxana am Fenster in New York.

Ursula Freiwald: Nun abschließend: wo willst du hin mit deiner Malerei?
Afrid Ghoffrani: Ach, ich arbeite derzeit noch viel in meinem Business. Aber schließlich möchte ich viel Bilder malen und viel verkaufen. Ich arbeite an einem Malbuch. Das möchte ich veröffentlichen. Also, ich möchte, wenn ich nicht mehr beruflich arbeite, intensiv und ausschließlich Kunst machen.
Ursula Freiwald: Liebe Afrid, danke für unser Gespräch.

