Eva Schneiders Begegnung mit dem Selbst

Kunstwerk Ausschnitt im HG
January 26, 2025

Eva Schneider | Malerei
Ausstellung im Kulturhaus in Fleckeby

URSULA FREIWALD |  KUNST.JETZT: Wenn man die Werke von Eva Schneider betrachtet, fühlt es sich an, als würde man in ein Spiegelbild innerer Erlebnisse eintauchen. Ihre Malerei ist direkt, expressiv und intuitiv – und doch von einem präzisen Gespür für Farbe und Komposition getragen. Nichts ist inszeniert, nichts berechnet. Es sind Bilder, die entstehen, weil sie entstehen müssen.

Am 4. Januar 2025 eröffnete die Ausstellung „Begegnung mit dem Selbst“ im Kulturhaus – eine Einladung, sich auf diese besondere Form der künstlerischen Selbsterkundung einzulassen. Ich hatte die Freude, zur Eröffnung einige Worte über Eva und ihre Arbeiten zu sagen, denn ihre Kunst ist mir vertraut – ebenso wie sie selbst.

Noch bis zum 16. Februar 2025 haben Besucher die Gelegenheit, die Werke von Eva Schneider im Kulturhaus in Fleckeby zu entdecken. Die Ausstellung ist jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet – eine ideale Gelegenheit, die Künstlerin persönlich zu treffen und mit ihr ins Gespräch zu kommen – der Eintritt ist frei.

Hier nun meine Eröffnungsrede zur Ausstellung:

Eva Schneider beschreibt ihre Arbeit u. a. als großflächig, spontan und unmittelbar. Sie malt auf Packpapier oder Pappe – an die Wand gepinnt, formale Strukturen wie rechte Winkel oder gerade Abschnitte spielen keine Rolle. Das Malen auf Papier, so Eva Schneider, befreie sie vom Druck, wertvolle Materialien wie Leinwand – weiß und fein im Keilrahmen – zu verwenden, die ihre Kreativität hemmen könnten. Sie sagt: „Ich könnte das wertvolle Material ja versauen.“  

Stattdessen verwandelt sie eben Packpapier, Pappe oder andere gefundene Materialien in wertvolle Trägermedien, auf denen dann die Besonderheit der Werke entsteht – ungezwungen und intuitiv – zunächst, bis ein sehr konzentrierter und zunehmend zielgerichteter Schaffensprozess beginnt.  

Zwei Bilder von Eva Schneider auf Packpapier

Wie das meistens jedenfalls geschieht, ist besonders, nämlich so: Welche Farben hat sie noch auf der Palette? Acrylfarbe, Ölfarbe oder Gouache? Egal: Die am meisten noch auf der Palette vorhandene wird zügig auf dem Untergrund verteilt. Dem schließen sich, zunächst auch flächig und kraftvoll aufgetragen, weitere Farben an. Man könnte meinen, es herrsche farbenfrohe Willkür, vielleicht sogar Chaos! Doch das mögliche Chaos trügt; es beginnt nun ein Malprozess, der sehr sorgsam ein rein inneres Erleben sichtbar machen soll, das erst dann (möglicherweise nach Wochen oder später) zu ihrer Zufriedenheit seinen malerischen Ausdruck gefunden hat.  

Eva beschreibt es so:

„Mit Malerei pur verbinde ich die Kunst, das innere Bild nach außen zu bringen, mit Pinsel und Farbe. Ich speichere jedoch die Bilder vage – nicht fertig, als geistige Wahrnehmung, nicht als realistisches Bild.“  
Die Künstlerin Eva Schneider beschreibt ihre Malerei

Es sind Beobachtungen, Wahrnehmungen, Erlebnisspuren, die häufig Menschen ihrer Umgebung einbeziehen. Die Motive sind expressiv und sehr frei und freilassend gemalt – nicht nur mit liebendem oder schonendem Blick auf die Menschen, gern mit ironischer Verschmitztheit oder gar mit Bosheit. Aber, wie Eva betont, sind letztlich die gemalten Modelle immer Selbstbildnisse, für die die Modelle stellvertretend herhalten müssen. Entstanden zwar aus der Wahrnehmung, dem Erleben mit anderen Personen, mit denen sie jedoch im Prozess der Arbeit eins wird. Man könnte sagen, dass das Modell zum Medium wird.  

Der Titel der Ausstellung „Begegnung mit dem Selbst“ bringt dies auf den Punkt. Ich wollte als Beispiel über das Bild vom Bikebrennen erzählen, habe aber gemerkt, dass dies meinen mir gesetzten Rahmen sprengen würde.

Zwei Werke von Eva Schneider. Links der Landarbeiter. Rechts Bikebrennen

So nun einen Blick auf den Gärtner. Weil Eva eine begeisterte Gärtnerin ist, nimmt sie sofort das Bild des gärtnernden Mannes in sich auf und malt ihn später als einen hochkonzentrierten Arbeiter, mit wehender Weste und kraftvollen Händen, fast innig verbunden mit Forke oder Spaten. Ein Bild, das eine starke positive Energie ausstrahlt. Ob es Vögel sind, die da fröhlich um ihn kreisen, oder was auch immer als Ausdruck von Lebendigkeit – spielt keine Rolle: Das Bild zeigt Eva im Gartenglück – sorry, den Pellwormer Gärtner bei der Arbeit!  

Eva Schneiders künstlerischer Weg begann 1996 in der Kunstklasse der Malerin Iris Roersch in Kiel. Diese Künstlerin ließ während der vielen Jahre, in denen Eva Schneider bei ihr wöchentlich arbeitete, Eva frei und ohne sie in Konventionen hebeln zu wollen, arbeiten. Mit großer Dankbarkeit redet Eva heute von ihrer inzwischen verstorbenen Lehrerin. Schon damals fiel sie durch ihren eigenwilligen Stil auf, verstand ihre Arbeit von Anfang an als Begegnung mit sich selbst, und schon da begann sie ihre unkonventionelle, expressive, freie und doch gegenständliche Malerei zu verteidigen – und zu kurze Arme, Hände mit nur vier Fingern oder zwei verschieden lange Beine zu verteidigen. Nicht weil sie es nicht anders konnte, sondern nicht anders wollte.  

Später wagte sie noch mal ein Kunststudium, das sie jedoch abbrach, um sich nicht durch formale Anforderungen von ihrem autodidaktischen Weg abbringen zu lassen. Zu jener Zeit noch voll in ihrem Beruf als Hebamme tätig, blieb wenig Zeit für die Malerei. Dennoch hat sie kontinuierlich in ihrem Atelier auf der Carlshöhe in Eckernförde gearbeitet, und in ihrem turbulenten Atelier fanden immer wieder lebhafte, endlose Gespräche über Kunst, insbesondere Malerei, statt.  

Ich freue mich über deine Ausstellung, liebe Eva, und darf diese hiermit eröffnen.  

Wenn Sie Interesse an den Werken von Eva Schneider haben, kontaktieren Sie sie gerne telefonisch : ‭+49 171 4874742