Interview mit der Künstlerin Margit Buẞ
In unserem heutigen Interview habe ich die Ehre, mit der Künstlerin Margit Buß zu sprechen, die ihre abstrakte Malerei mit Acryllacken auf eine einzigartige Weise zum Leben erweckt. Durch ihre experimentelle Herangehensweise und jahrelange Studien des Materials hat sie eine eigene Sprache der Farbe entwickelt, die in ihren Arbeiten eine ganz besondere Dynamik entfaltet. Margit gewährt uns Einblicke in ihren kreativen Prozess und ihre Sichtweise auf die Rolle des Betrachters in der Kunst.
DORIS | KUNST.JETZT: Du hast bereits im Teenageralter mit der Malerei begonnen. 1990 hattest du deine erste Ausstellung in Hamburg mit – damals schon – experimenteller Malerei.
Deine künstlerische Ausbildung an der Akademie für Malerei/Berlin (AfMB) von 2009 bis 2014 mit Abschluss als „Meisterschülerin Art“ war erst viel später. Aber was war es in so jungen Jahren, das dich zur Malerei geführt hat?
MARGIT: Es war ein innerer Drang, der mich immer begleitet hat. Malerei war nie eine Frage des ob, sondern des wann. Ich glaube, dass dieser Drang zu schöpferischer Ausdruckskraft in jedem von uns steckt, vielleicht unterschiedlich stark. Für mich war es einfach immer klar, dass Malerei ein zentraler Teil meines Lebens sein würde. Sie ist für mich nicht nur Kunst, sondern auch ein existenzielles Bedürfnis.
DORIS: Du arbeitest sehr intensiv mit Acryllacken. Was fasziniert dich an diesem Material?
MARGIT: Acryllacke sind für mich lebendig. Sie haben eine ganz eigene Dynamik. Sie sind sowohl widerspenstig als auch formbar, je nachdem, in welchem Zustand sie sich befinden. Ich habe unendlich viele Experimente mit meinen Farben durchgeführt, herausgefunden, wie sie aufeinander reagieren, und dieses Wissen ist für mich ein sehr wertvolles Werkzeug bei der Umsetzung meiner Bildkompositionen. Die Farben haben ein Eigenleben, das ich lenke und nutze.
DORIS: Du beschreibst deine Malerei als ein Zusammenspiel von Kalkül und Zufall. Wie sieht dieser Prozess bei dir aus?
MARGIT: Es ist ein ständiges Wechselspiel. Während meiner Experimente lasse ich die Farben sich entfalten, und oft passieren unvorhersehbare Dinge, die ich mir sofort notiere. Später, beim Malen, gebe ich diesen Zufällen einen Rahmen, sodass sie am Ende zu einer kontrollierten, spannungsgeladenen Komposition führen. Es geht mir nicht nur um ein festes Motiv oder eine festgelegte Form, sondern um die Textur und die Materialität der Farbe, die sie darstellt. Die Strukturen, die dabei entstehen, erzählen ihre eigene Geschichte.
DORIS: Du hast auch die Wichtigkeit der Betrachterbeteiligung betont. Was bedeutet das für dich?
MARGIT: Kunst ist erst durch die Wahrnehmung des Betrachters wirklich vollständig. Wenn jemand mein Werk anschaut, interpretiert er es durch seine eigenen Augen, seine eigenen Erfahrungen. Das ist der Moment, in dem mein Bild lebendig wird. Es ist wie ein Spiegel – der Betrachter sieht sich selbst in der Kunst, und das ist für mich der tiefste Sinn von Malerei.
DORIS: Das ist eine sehr interessante Sichtweise. Am Ende ist es also nicht nur dein Werk, sondern auch das Erleben und Deuten der anderen, das die Kunst vervollständigt.
MARGIT: Genau, es ist immer eine Interaktion. Ich gebe den Rahmen, aber die Bedeutung entsteht im Dialog zwischen dem Bild und dem Betrachter. So kann jeder für sich selbst neue Bilder im Kopf entwickeln – und das ist, was Kunst für mich ausmacht.
Kunst darf, soll, muss, kann:
sinnvoll Zeitgeist festhalten
oder nur schön sein.
DORIS: Was sind deine nächsten Projekte, Ideen und Ausstellungen? Wo kann man dich und deine Kunst zeitnah sehen?
MARGIT: Ich bin ab dem 1. Februar 2025 in einer Gruppenausstellung des Kunstvereins MultipleArt in der Galerie 11 / Itzehoe (galerie11.de) mit vier Arbeiten vertreten. Titel der Ausstellung: „99 Multiples“.
Außerdem ist eine weitere Ausstellung im Sønderborg MultiKulturhus (biblioteket.sonderborg.dk) geplant. Titel der Ausstellung: „Mein roter Faden“.
DORIS: Margit, es war ein unglaublich spannendes Gespräch. Deine Herangehensweise an die Malerei, die Leidenschaft, die du in jede Farbe legst, und deine Perspektive auf die Beziehung zwischen Kunst und Betrachter sind wirklich inspirierend. Ich danke dir sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, mir einen Einblick in deine Welt zu geben.
MARGIT: Es war mir eine Freude! Ich danke dir für das Interesse und die Fragen, die mich zum Nachdenken angeregt haben. Kunst lebt auch von solchen Gesprächen.
DORIS: Vielen lieben Dank für das Interview. Ich freue mich schon darauf, deine Werke weiter zu verfolgen.